Hallo Meditester und Muschelschuberin,
danke für eure Antworten! Es hat jetzt etwas gedauert, aber hier kommt endlich meine Antwort, die sicherlich nur auf manche Aspekte eingehen wird und das Thema nicht ausufernd und systematisch behandelt.
@Joy: Der Begriff Verachtung in Zusammenhang mit Mitleid war im Nachhinein betrachtet zu scharf gewählt, da damit auch Zuneigung und Interesse einhergeht, evtl aber auch eine gewisse Distanz aufgrund der Krankheit, die beibehalten werden soll. Letzteres meine ich mit dem hierarchisch empfundenden Abstand oder der Distanz zwischen zwei Menschen, den die Bemitleidung mit sich bringt und den ich fälschlicherweise unter Verachtung subsumiert habe.
Der Andere (meist gesunde) befragt den Kranken Wenn allerdings viele Menschen sich abwenden wegen der Krankheit oder es einem sehr schlecht geht, dann verstehe ich schon, dass es egal ist, ob jemand Mitleid oder Mitgefühl zeigt, solange es nur irgendeine menschliche Zuneigung gibt. Ich habe mich dieses Jahr auch schon über Interesse von einer Person gefreut, obwohl ich bei den Gesprächen von Anfang an das Gefühl hatte, nun primär als zu Bemitleitender, Kranker mit "schwierigem Schicksalschlag" wahrgenommen zu werden, an dem man die eigene Wohltätigkeit fast wie an einem zu befragenden Objekt, an dem man Mitgefühl zu haben hat, ausleben kann. Die Bekanntschaft fand, für meine Begriffe, nicht auf Augenhöhe statt, sie hatte letztlich, was nciht von vornherein schlecht ist, egoistische Züge. Es ging für die andere Person darum, durch den Umgang mit mir die eigene Nächstenliebe zu beweisen.
Ich finde es eben ab dem Punkt problematisch, wo ein Mensch mit einer Krankheit auf diesen Wesenszug reduziert wird und auch im Alltag im Hinblick auf dieses Attribut anders behandelt wird. Beinahe alle oder alle Menschen mit chronischer Krankheit sind so viel mehr als eine Krankheit. Sie darauf zu verkürzen, greift zu kurz und wird dem Menschen in seiner Gänze nicht gerecht, auch wenn es sicher wichtig ist, über eine Erkrankung, das, was damit einhergeht, und das, was zu beachten ist, mit Freunden sprechen zu können, weil auch das ein wesentlicher Teil des Lebens ist. Und ich freue mich natürlich auch, wenn jed
Der Ton und die Art miteinander umzugehen macht halt hier wie so oft die Musik.
Und zuletzt noch zu Muschelschubserin, auf die Gefahr mich, zu wiederholen: Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem Geschlecht zu tun hat, wie und ob Mitleid zulassen kann. Mitleid und Interesse auf Augenhöhe, damit hätte ich kein Problem. Aber Formulierungen und Geisteshaltungen wie die oben genannten stören mich bei Männern und Frauen. Der feste Freund der Bekannten hatte eine ähnliche Einstellung, was mich nicht minder störte, auch wenn wir uns nur immer zusammen mit seiner Freundin trafen. Ich hatte den Eindruck, dass ihr Freund ungern über das Thema sprechen wollte und ihm - vermutlichen wegen ihres methodistischen Glaubens - meine Homosexualität befremdete und evtl. auch verunsicherte. Auch vereinzelt eingestreute, unreflektierte Homo-Witze, die er hin und wieder mit einem Kumpel von ihm machte, haben mich zuletzt davon abgebracht, mich nicht weiterhin einer solchen Umgebung auszusetzen. Mich persönlich befremden frömmleriche christliche Vereinigungen wie die Methodisten in ihrer Eiferei und Dogmatik außerdem, auch wenn ich es zunächst zu ignorieren verstand. Also: Es war in dieser konkreten Situation alles ein bisschen komplizierter.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich freue mich auch, wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, aber genau mit der genannten persönlichen Anerkennung

Besonders freue ich mich immer, wenn Leute in Situationen, wo man Hilfe braucht, Hilfe anbieten. Deshalb: Glückwunsch zu deinen Nachbaren, Meditester
Die Befremdung liegt, denke ich, immer an Unwissen oder an falschen Annahmen und Vorurteilen. Mir hat bisher niemand ins Gesicht gesagt, dass er sich wegen der Epilepsie abwendet. Dafür haben die meisten ja doch zu viel Feingefühl. Oder wie war das bei euch? Ich habe in diesem Jahr einige Menschen kennengelernt, die es sehr verunsichert hat und die sich dann auch entfernt haben. Es lässt sich in manchen Situationen auch nicht eindeutig zuordnen, ob Leute eher von der Krankheit oder der Homosexualität und einer gewissen Freigeistigkeit befremdet waren.
Ich finde es hart, zu hören, dass Eltern sich wegen der Krankheit abwenden.Dafür müssen wirklich viele Fehlannahmen, Vorurteile und wahrscheinlich auch unangenehme Gefühle wie Scham und Verunsicherung vorhanden sein.
Liebe Grüße
amicus